Siegerlandhütte 2021

Schönes Wetter ist besser als eine schlechte Wetter-App!

26.10.2021

Bericht über eine besondere Wanderung zur Siegerlandhütte über das Brunnenkogelhaus.

Am zweiten Wochenende im August brach eine Sechsergruppe bestehende aus Anne, Peter und Kerstin aus Niederfischbach und unserem Beiratsmitglied Urdel, der Leiterin unserer DAV-Geschäftststelle Christine und Vorstand Konrad nach Sölden auf. Geplant war eine Tour über das Brunnenkogelhaus zur Siegerlandhütte. Allerdings kamen bei der Anreise große Zweifel auf, ob es schönes Wetter gibt und was man daher alles für Wind und Regen in den Rucksack packen sollte. Auch mehrere Wetter-Apps und die Meldungen aus dem Autoradio waren nicht allzu sonnig. Am späten Nachmittag in Sölden begrüßten uns dunkle Wolken. Aber um es vorweg zu nehmen: Pünktlich zum Aufstieg am Sonntagmorgen war ideales Wanderwetter und wir sollten bis zum Ende der Tour am Mittwoch keinen einzigen Tropfen Regen aber viel Sonnenschein abbekommen. Da bewahrheitete sich wieder einmal die Bergsteiger-Regel: „Wie das Wetter auf dem Berg ist, weißt du erst, wenn du oben auf dem Berg bist.“ oder für Nutzer neuer Medien übersetzt: „Befrage 3 Wetter-Apps, du bekommst 4 unterschiedliche Prognosen und dann kommt alles ganz anders!"

Schon von Sölden aus ist das Brunnenkogelhaus steil oben zu sehen. Es war dann wie erwartet ein steiler, aber auch sehr abwechslungsreicher Weg, erst durch den Wald, über Steige, Almen und weiter oben durch Latschenfelder. Zuerst hatten wir die Wolken noch über uns aber schon nach zwei Stunden waren wir über der Wolkendecke und hatten einen ersten wunderbaren Blick Richtung Italien. Oberhalb der Baumgrenze galt es dann an der steilen Flanke einen Kehre nach der anderen zu bewältigen. Schneller als erwartet waren alle oben angekommen und zur Belohnung gab es nicht nur Getränke, sondern auch einen wunderbaren Ausblick in alle Himmelrichtungen: Das Brunnenkogelhaus ist eine eher kleine Hütte aber mit mehr Schafen und Hühnern als Schlafplätzen. Sie hat aber eine einmalige exponierte Lage auf einem Felsvorsprung mit Blick auf die Gipfel über Sölden, zum Timmelsjoch und auf der anderen Seite die Aussicht über das Windachtal hinüber zur Hildesheimer Hütte und zu den Stubaier Alpen. Nach einem Bier und Schnaps rätselten wir noch, ob die Hühner jemals wieder das Tal sehen werden und haben später dazu auch die Wahrheit erfahren.

Am nächsten Morgen, nach einem wunderbaren Sonnenaufgang und einem reichhaltigen Frühstück machten wir uns auf Richtung Siegerlandhütte. Zuerst führte uns der Weg durch den Fels hinab, dann über grüne Almwiesen mit Bächen, Kühen und einem Murmeltier, perfekt für Fotomotive. Dann folgte ein Abstieg entlang eines steilen Gebirgsbachs hinab ins Windachtal. Hier ahnten wir natürlich schon, dass wir jeden Meter nach unten später wieder nach oben steigen müssen. Unten im Windachtal angekommen machten wir eine kurze Rast und konnten dabei auch ein paar Minuten den Bartgeier beobachten. Dieser hat zu Beginn der Saison dafür gesorgt, dass die Versorgung der Siegerlandhütte schwieriger wurde, weil der Versorgungs-Hubschrauber großen Abstand vom Brutplatz des Bartgeiers nehmen musste. Aber Naturschutz geht vor! Und dem Bartgeier geht es gut.

Dann ging es für uns weiter hoch das Windachtal. Unser Blick schweifte auch immer wieder links und rechts des Weges, wo die Natur durch Schnee und Wasser die Landschaft und Wege in den letzten Jahren teilweise neu geformt hat. Aber der Wanderweg war auch in diesem Jahr frisch und sehr gut markiert und alle Brücken intakt, so dass man sich auch nicht verlaufen konnte. Auf den letzten Kilometern bis zum Ziel kann man sich ohnehin nicht mehr verlaufen, da die Siegerlandhütte schon von Weitem von oben herab grüßt.

Ein neues Highlight gibt es an der Talstation der alten Material-Seilbahn. Hier beginnt der neue Jochen-Ertel-Weg. Ein neues Schild weist auf unseren langjährigen Hüttenwart Jochen Ertel hin, der viel von dem, was heute die Bergwanderer nutzen, geschaffen hat.

Da alle für diese Tour ohnehin fit genug waren oder monatelang dafür in Steilpassagen des Siegerlandes trainiert hatten, erreichten dann am frühen Montagnachmittag Kerstin, Anne, Peter, Christine, Urdel und Konrad - jeder in seinem Tempo - die Siegerlandhütte. Am meisten war Christine als „Erstbesteigerin“ begeistert, wie leicht es am Ende war, die letzten Höhenmeter bis zur Hütte zu machen. Mit Training und Zuversicht lassen sich eben die steilsten Berge und Hüttenschinder (Fachausdruck von Hans-Hermann Stahl) bezwingen!

Es folgte für uns erneut eine Belohnung in Form eines sonnigen Nachmittags auf der Terrasse. Auch die Hüttenwirte Edeltraud und Raimund freuten sich nach einem bisher nass-kaltem Bergsommer über die Bewirtung der Gäste im Freien. Später konnten wir noch viele Wanderer aus dem Siegerland und von anderen Sektionen kennenlernen. Es war ein schöner Hüttenabend bei bester Bewirtung.

Es gab auch ausreichend Gelegenheit sich mit unserem Hüttenwirt Raimund über die Entwicklung der Siegerlandhütte zu unterhalten. Bemerkenswert und positiv ist, dass nach wie vor viele Siegerländer und darunter wieder sehr viele Vereinsmitglieder sich der Hütte verbunden fühlen. Mehr als die Hälfte der Besucher kam im Sommer 2021 aus dem Siegerland. Ein weiterer Trend ist, dass auch die Übernachtungen während der Woche nicht weniger sind als am Wochenende und an Feiertagen. Das erklärt sich durch Anzahl der Bergsteiger, die die Rundtour „Söldens Stille Seite“ gehen. Da die Siegerlandhütte in der Mitte dieser Sieben-Tages-Tour liegt und die meisten am Wochenende starten, treffen diese Rund-Wanderer aus beiden Richtungen während der Woche ein. Auch Gruppen, die für eine Familien-Wanderung oder zum Geburtstag-Feiern zur Siegerlandhütte kommen, werden immer mehr. Hier zeigen dann die Wirtsleute Edeltraud und Raimund mit ihren Töchtern, dass sie etwas mehr bieten können, als das was in der Speisekarte steht: Ein Geburtstagskuchen und musikalische Einlage fehlen dann nicht. Für gute Unterhaltung ist gesorgt. Theresa, die Jüngste der Wirtsfamilie, ist dabei ein echtes Naturtalent. Sie weiß, wie man die Gäste bewirtet und musikalisch begeistert.

Den dritten Tag verbrachten wir dann rund um die Siegerlandhütte. Wir können nur allen Bergfreunden empfehlen, auf der Siegerlandhütte einfach einen Tag dranzuhängen, um die umgebende Natur zu erkunden und die Gastfreundschaft der Wirtsfamilie und noch einen Kaiserschmarrn in der Sonne zu genießen. Wir waren an diesem Tag auch oberhalb der Hütte am See und am Wasserspeicher. Wir ließen uns vom Hüttenwirt Raimund erklären und zeigen, wie schwierig es ist Wasser „einzufangen“ und zum Wasserkraftwerk zu leiten. Leider wirkt sich hier der Klimawandel und die sich verändernde Natur rund um die Hütte nicht nur zum Vorteil aus. Auch einen Abstieg entlang der Leitung zum Kraftwerkshaus ließen wir uns nicht nehmen. Das neu aufgebaute Kraftwerkshaus steht nach dem Sturmschaden im vorherigen Winter sicher da.

Am Mittwochmorgen stiegen wir dann mit dem sicheren Gefühl ab, dass die Siegerlandhütte in einem guten Zustand und in ebenso guten Händen ist, auch wenn es in den nächsten Jahren einiges zu tun und erneuern gibt. Der Abstieg in ruhigem Tempo durch das Windachtal immer entlang des rauschenden Wassers an Ziegen, Kühen und Almen vorbei ist für alle, die von der Siegerlandhütte absteigen, eine besondere Entspannung.

Die obligatorische Rast an Fiegls Gasthof fiel leider wegen eines Ruhetags aus. Wir belohnten uns dann später weiter unten im Ötztal mit einem Mittagessen im Biergarten. Nach vier wunderbaren Tagen unser Fazit: Bei schönem Wetter ist es egal, wie das Wetter ist. Die Erbauer der Siegerlandhütte wollen sie möglichst weit weg von Siegen haben. Vielen Siegerländern ist sie aber nah genug, um wenigstens einmal dorthin zu kommen.  

Urdel Götting, Christine Weber, Konrad Thannbichler