Werden wir im Jahr 2030 noch das 100jährige Bestehen der Siegerlandhütte feiern können, oder hat der Rückgang der Vergletscherung und das Verschwinden des Permafrosts der Hütte auf über 2.700 m Höhe in den Stubaier Alpen bis dahin buchstäblich den „Boden unter den Füssen“ weggerissen? Gibt es Möglichkeiten, das Verschwinden der Gletscher noch aufzuhalten? Dies waren einige der Fragen, die im Vortrag von Dr. Alexander Groos und der anschließenden Diskussion im Haus der Sektion Siegerland des Deutschen Alpenvereins gestellt wurden.
Dr. Groos, der aus dem Siegerland stammt und jetzt an der Universität Nürnberg lehrt und forscht, stellte in beeindruckenden Bildern aus dem Berner Oberland und aus dem Karakorum die Arbeit der Glaziologen vor, die auf verschiedenen Gletschern in den Alpen Messstationen errichtet haben, um den Gletscherschwund zu messen und zu dokumentieren.
Durch Tiefenbohrungen ist es auch möglich, die Vergletscherung über einen längeren Zeitraum zu dokumentieren und so Rückschlüsse auf unterschiedliche Epochen der Klimaentwicklung und –veränderung zu ziehen. Deutlich wird daraus zum Beispiel, dass es seit dem letzten Höchststand der Gletscher in den Alpen (um 1850) einen kontinuierlichen Verlust an Länge und Masse der Gletscher gegeben hat und obwohl das historisch gesehen nur eine kurze Spanne in der Erdgeschichte ist, bleibt – so Dr. Groos – doch festzuhalten, dass der Einfluss der Menschen auf das Klimageschehen nie so groß war, wie heute.
Wenn es nicht gelingt, die Erderwärmung auf unter + 2 Grad zu halten, werden – je nach tatsächlicher Erhöhung – die Gletscher in den Alpen bis zum Ende des Jahrhunderts weitestgehend verschwunden sein und auch in der Antarktis, im Karakorum und im Himalaya, wird der Rückgang der Gletscher weit fortgeschritten sein.
Aber auch heute ist der weltweite Anstieg der Temperaturen ein Faktor, der nicht nur das Leben der Menschen in den Bergregionen verändert, sondern auch die vor neue Herausforderungen stellt, die die Berge als „zweite Heimat“ betrachten. Wenn von den Gletschern im Sommer kaum noch Schmelzwasser abfließt – weil weniger Masse da ist – funktioniert ein Kleinwasserkraftwerk zur Energieversorgung nicht mehr und auch die Versorgung mit Trinkwasser wird zu einer Herausforderung. Themen, denen sich auch die Bergbegeisterten aus dem Siegerland konfrontiert sehen und die angegangen werden müssen, damit das Jahr 2030 noch ein Anlass zum Feiern sein wird.
Text: Ullrich Georgi
Bilder: Dr. Alexander Groos