© Henk Vink/DAV

Berninaexpress: eine Skihochtour

Samstag Anreise zum Berninahospitz am Berninapass. Wir sind Ali, Friedrich und Henk, Lutz musste berufsbedingt leider kurzfristig absagen. Wir freuten uns über die Schneehöhen: am Pass auf 2300 M.ü.M. - über drei Meter.

Sonntag um 3.30 oder so gab es Frühstück aufs Zimmer, am Vorabend fertig gemacht. Der Kaffee ging so gerade von der Temperatur, ansonsten war es okay, allerdings nicht ergiebig. Das Ziel Piz Cambrena oder die Scharte zwischen Cambrena und Piz Caral. Da es kalt blieb, nahmen wir die Ostflanke zu Cambrena. Mit Steigeisen und aufgebundenen Ski ging es steil hoch ins Joch und nachher gemächlich zum Gipfel, von wo wir die morgige Tour über den Palü schon mal sehen konnten. Die Abfahrt: vom Joch herunter über die 40 Grad steile und exponierte Flanke Stemmschwung und Rutschen mit großer Vorsicht, ansonsten Megasulz, die absolut perfekte Abfahrtszeit getroffen. Mit CO2 Ausstoß von Bernina-Hospiz zu Diavolezzabahn, und von dort elektrisch zu Diavolezzahaus, um am Montag über den Piz Palü zu Rifugio Marinelli-Bombardieri zu traversieren. Das wiederum mit Skier in ca. 7 Stunden. Nicht allein und viel einfacher als Sonntag, aber eine Tour, die man gemacht haben muss. Eine bickelharte Abfahrt im Dunkeln. Ein kurzweiliger Aufstieg, ein schöner Firngrat, ein bisschen Abklettern, 1000 Meter Abfahrt. Die Marinellihütte hatte gerade zwei Tage auf und die Klospülung ging nur mit einem Eimer Schmelzwasser. Aber gemütlich in der Stube und nette Leute. Essen und Betten okay. 

Dienstag macht Ali Pause und Friedrich und ich versuchen eine Umrundung der Bellavista und Piz Argient. Anfangs noch schön, bläst uns der Sturm in dem Ausstieg aus der Fuorcla Crast d´Agüzza von den Beinen. Ich werde fünf Meter weggepustet und wir kehren um. Auf den Knien binden wir die Skier auf dem Rücken und gehen mit Steigeisen den 200 Meter hohen, über 40 Grad steilen Hang wieder herunter. Unten: windstill, aber wir hören den Sturm oben toben. Bei mittlerweile schlechter Sicht stiefeln wir zu Hütte zurück und geniessen da ein ausgiebigen Brotzeitplatte. Dienstag: es hat 40cm geschneit, und es soll im laufe des Tages aufhören. Danach Wetterbesserung. Wir wollen zu Coazhütte und probieren kann man es. Das erste Stück der Strecke kennen wir schon von den vorherigen Tagen, aber neu Einspuren ist schon was anderes. Acht Stunden lang tapsen wir durch den Whiteout, hin und wieder sieht man mal was und ohne GPS wären wir nie angekommen. Wir überschreiten das falsche Joch, müssen wieder umdrehen, nochmal hoch und vor allem die viese kleine Gegenanstiege, wo man immer wieder neu auf und abfellen muss zehren an den Kräften. Einmal rutsche ich auf unterliegendem Eis ein paar Meter ab, zum Glück ohne Folgen. Auf der Engadiner Seite hat es deutlich mehr geschneit, aber meist ohne Wind. Wir rutschen mit großem Abständen einige sehr steile Hänge runter. Um sieben sind wir in der Coazhütte. Ziemlich fertig.

Mittwoch: erst mal ausschlafen und genüßlich frühstücken bei schönstem Wetter. Wir entscheiden uns für eine kurze Tour zu Il Chaputschin. Nach 200 Höhenmetern traue ich der Flanke nicht. Am Nachmittag sollte man da nicht herunter fahren. Also im Pulver erst mal wieder zurück zu Hütte: cool. Dann aufgefellt und ins Joch Fuorcla -Fex-Roseg, eine schöne entspannte Tour, wir spüren ja unsere müde Beine noch von gestern. Der Schnee wird bei intensiver Sonnestrahlung sehr schnell umgewandelt und so toll ist der Abfahrt gar nicht. Am Abend berichtet uns unser Tischnachbar von einer von seiner Gruppe ausgelösten Lawine am Nachmittag, an der gleichen Stelle, an der wir am Morgen umgekehrt sind. 150 Meter mitgeschleppt, nur teilverschüttet und zum Glück überlebt. Pfui, das brauche ich nicht. Die Coazhütte ist neu renoviert, teuer und besticht durch automatisch ständig zuknallende Türen, viel zu kleine Schlafraüme und beängstigend wenig Platz zwischen Bett und Decke. Haken zum Aufhängen von Klamotten und einen Platz, an dem man den Rücksack abstellen kann, fehlen ebenso. Die totale Fehlplanung.

Freitag: Traumwetter, Traumtour. Auf eine perfekte Spur geht es auf La Sella, und von dort auf Dschimels und Piz Sella. Die Abfahrt über Vadret da la Sella ist so ziemlich perfekt, mal abgesehen von einer geringfügigen Bruchharschschicht zwischen 2900 und 2700. Wir sind allein und können unsere eigene Spuren ziehen. Am Lej da Vadret gibt es eine ausgedehnte Brot- und Umziehpause. Dann auf 11km nur 300hm herunter. Da müssen wir viel schieben. Es ging am besten ohne Felle, da der Schnee schon stumpf war. An Hotel Roseg und Tschiervahütte vorbei. Zum Schluß über die nicht mehr gepflegte Loipe ab nach Pontresina. Elektrisch mit dem Zug bei Diavolezza das Auto geholt und in Savognin genächtigt. Alles wunderbar.

24 Stunden später wird das Rosegtal zwischen Hotel Roseg und Laj da Vadret über mehrere kilometer zugeschüttet durch einem gigantischen Bergsturz ( https://www.srf.ch ). Da blieb uns dann doch kurz der Atem weg.

Henk Vink